2017 zufällig bei Facebook drüber gestolpert, relativ spontan ein Dreitages-Ticket gebucht und dieses Jahr nach Rotterdam zum North Sea Jazz Festival gefahren. Ja, tatsächlich gefahren und nicht geflogen. Die Anreise mit dem Zug (München-Düsseldorf-Utrecht-Rotterdam) hat zwar ne Weile gedauert, war aber durchaus angenehm.
Das Hotelzimmer schuhschachtelartig, das Wetter hervorragend – einer feinen Zeit in Rotterdam stand nix im Wege. Also bin ich nach dem Einchecken gleich noch mal raus zum Abendessen und danach in einer Jazzkneipe namens „Jazzcafé Dizzy“ gelandet. Dort spielte die Band „Tommy Moustache“ ziemlich vertrackten, auf gute Art weirden Jazz. Besonderes Markenzeichen: Preppy 80er Jahre College-Style mit bunt-gestreifte Hemden und lässig über die Schultern gehängten Pullovern. Wie gesagt, weird.
Rotterdam ist echt schön und zum Glück recht überschaubar. So konnte ich meinen Jazzhunger gut mit einem kleinen Touri-Programm verbinden. Hafen, Markthalle (siehe Titelbild), Witte de Withstraat, Hotel New York, Fenix Food Factory und die berühmte Erasmus-Brücke:
Die Fahrt zum Messegelände Ahoy Rotterdam mit der Metro ist völlig unproblematisch, das Tagesticket kostet 8 Euro (Achtung: gilt nur bis Mitternacht, egal, wann man es kauft). Erstmal muss ich ziemlich lange in der brütenden Hitze anstehen – wie bei allen Konzerten sind größere Rucksäcke e.t.c. nicht zugelassen. Irgendwann bin ich dann drin, ziehe mir kleine, gelbe Plastikmünzen aus einem Automaten (10 Stück kosten 27 €), denn nur mit denen kann man sich Getränke und Essen kaufen. Es gibt insgesamt 12 Spielstätten, die meisten drinnen, wenige open air. Von riesiger Halle („Maas“), in der ich mir am ersten Abend Snarky Puppy mit dem Metropole Orkest und am zweiten Gregory Porter mit demselben Orchester ansehe, bis zum eher intimen Venue („Yenisei“). Für die beliebten Stars sollte man sich relativ zeitig in die entsprechenden Hallen oder Räume bewegen – bei Gregory Porter war der Saal am Ende bis auf den letzten Platz und bis in den zweiten Rang pickepacke voll!
Apropos Gregory Porter: Der hat mich mit seinem Nat King Cole Programm gemeinsam mit dem fantastischen Metropole Orkest restlos glücklich gemacht. Traumhafte Arrangements (Dirigent: Vince Mendoza), die unglaublich perfekte und trotzdem berührende Stimme von Gregory Porter, wunderbare Standards – die Gänsehaut wollte gar nicht mehr verschwinden…
Weitere Highlights: Kurt Elling mit seinem Quartett. Es war toll, die Songs seines aktuellen Albums „The Questions“ live zu erleben. Ein fantastischer Sänger, intelligent und witzig – toller Auftritt! Die Roots mit einem funky tanzbaren Set und Cory Henry an der Orgel.
Neuentdeckungen für mich: Moses Boyd, ein spannender britischer Schlagzeuger, die Sängerin Jazzmeia Horn und Allison Miller, eine Schlagzeugerin aus Brooklyn. Ja, tatsächlich habe ich zwei neue Schlagzeuger für mich entdeckt – Moses Boyd hochenergetisch, Allison Miller sehr musikalisch. Go Go Penguin waren toll, aber ich hab mir trotzdem nicht mehr das ganze Konzert angesehen, denn eine Erkenntnis habe ich vom North Sea Jazz Festival auch mitgenommen: Man sollte sich nicht zu viel vornehmen… Irgendwann ist der Kanal einfach voll und man kann absolut keine Musik mehr aufnehmen.
Fazit: Das North Sea Jazz ist eine geniale Möglichkeit, sehr viele Stars & Newcomer der Jazz-, Soul-, R&B- und Blues-Szene auf einem Haufen zu erleben. Billig ist der Spaß nicht (3-Tages-Ticket= 199 €), allerdings bekommt man schon auch einiges dafür geboten (hier hab ich mal das Programm 2018 verlinkt). Und Rotterdam als Stadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Insofern: Ich bin ziemlich sicher im nächsten Jahr wieder dort. Tot binnenkort!
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