Ich war im vergangenen Jahr in meinem Plattenladen und bin durch Zufall über ein Album gestolpert, bei dem mir das Cover auf Anhieb gefallen hat und die Musik dann noch viel besser. Es war „Man Made Object“ vom britischen Trio GoGo Penguin und ich war hin und weg von ihrem Jazz, der so nach „jetzt“ klang. Deshalb war ich auch sehr neugierig auf die neue Platte: „A Humdrum Star“ (VÖ 9.2.)

Der erste Track „Prayer“ könnte locker in einem Film von David Lynch laufen: atmosphärisch, ein bisschen düster, nervenaufreibend. Das zweite Stück „Raven“ beginnt wie ein aktueller Dancetrack mit extrem verhallten Akkorden und baut sich dann mit dem nervösen Bass und einem Drum’n’Bass Beat vom Schlagzeuger immer weiter auf. Richtig begeistert bin ich aber spätestens bei „Bardo“, das mich mit der sich ständig wiederholenden Melodielinie irgendwie an eine Kalimba erinnert, dieses afrikanische Daumenklavier.

Der Titel der Platte „A Humdrum Star“ ist ein Zitat des Astrophysikers Carl Sagan. Der hat mal geschrieben: „Who are we? We find that we live on an insignificant planet of a humdrum star lost in a galaxy tucked away in some forgotten corner of a universe in which there are far more galaxies than people.“

Das Gefühl der Verlorenheit auf dem „unbedeutenden Planeten, dem eintönigen Stern“ höre ich bei einigen Stücken auch heraus, andere sind sehr anregend, manchmal fast aufwühlend. Irgendwann beim dritten Hören fällt mir das Wort „Trazz“ ein – für mich ist „A Humdrum Star“ irgendwie eine Mischung aus Trance und Jazz.

Sleeve GoGo Penguin A Humdrum Star

Manchester ist die Homebase von Pianist Chris Illingworth, Bassist Nick Blacka & Schlagzeuger Rob Turner. In dieser Arbeiterstadt in England, die nicht gerade für ihre blühende Jazzszene bekannt ist, haben die drei einen ganz eigenen Mix aus Jazz, neuer Klassik und Elektronika entwickelt. Der Vorgänger „Man Made Object“ gefällt mir noch ein bisschen besser, aber auch „A Humdrum Star“ ist eine tolle Platte geworden.

Sollte man hören: beim Spazieren gehen, zum Kochen, zum Nachdenken, nachts um drei, möglichst alleine

Sollte man nicht hören: vor dem Weggehen, zum Aufwachen, auf einer Party