Pünktlich zum Weihnachtsfest 2017 hat Jan Zehrfeld mit seiner Band Panzerballett ein Weihnachtsalbum rausgebracht: „X-Mas Death Jazz“. Ein krasser und guter Grund sich mal länger mit ihm zu unterhalten!

Wer bist Du und woher kommst Du?

Ich bin Jan Zehrfeld und komme aus München.

Wie & wann hast Du Dich in Jazz verliebt?

Verliebt ist das falsche Wort. Es war eher so eine Art Liebe zur Musik. Musik kann verschiedene Formen annehmen, das war eine der Formen. Es gab eine Zeit, in der Jazz ein starkes Verlangen in mir geweckt hat, sich intensiv damit auseinander zu setzen. Und das war schon ein Jahr nach dem ich die Gitarre in die Hand genommen habe. Ich hab gemerkt, dass Jazz eine große Angriffsfläche für eine „Checkung“ bietet. Es war aber nie so, dass ich die ganz große Liebe zum Jazz entwickelt habe, er war eher ein Flugbegleiter.

Was ist Dein Lieblingsprojekt im Moment? Wie würdest Du den Sound beschreiben?

Mein Lieblingsprojekt ist schon seit 14 Jahren die Band Panzerballett, die ich damals ins Leben gerufen hab. Es war der Versuch, der bis jetzt andauert, Jazz- und Metalelemente gleichzeitig in der Musik zu haben und der Bandname soll diesen Kontrast ausdrücken. Der Sound hat sich aber auch verselbstständigt und ist was ganz Eigenes geworden. Eine kleine eigene Nische ist da entstanden, auch international. 1/3 der Panzerballett-Fans sind Deutsche, der Rest verteilt sich über die ganze Welt. Der Kontrast in der Musik ist auch der Kontrast in mir selbst: Für mich war die Musik immer eine Möglichkeit um Aggressionen zu kanalisieren und das dann zu verbinden mit einem intellektuellen Moment. Das Archaische. Also jemanden verkloppen, aber nicht irgendwie, sondern mit Köpfchen. (lacht)

Cover Panzerballett X-Mas Death Jazz 2017
Not your typical Weihnachtsalbum

 

Was magst Du an der Jazz-Szene in München?

Dass sie noch existiert, würde ich sagen. Und dass es die Unterfahrt zumindest geschafft hat, weiter zu bestehen, die ja eine Art Heiligenstätte des Münchner Jazz ist und auch so was wie der Vogler. Ich find auch positiv, dass jetzt ein echter Versuch gestartet wurde mit dem Jazzkombinat vom Jerker Kluge, wobei dem auch so immense Steine in den Weg gelegt wurden, aber ja nicht von der Jazzszene, sondern von der Umwelt.

Was fehlt Dir hier?

Was mir hier fehlt, ist tatsächlich der Experimentiergeist. Hier wird eher konservativ gedacht. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber es ist vielleicht auch noch nicht die kritische Masse an Jazzmusikern da, wie man sie in Städten wie New York oder L.A. vorfindet. Es sind nicht genug auf einem Fleck, deswegen ist die Aktivierungsenergie noch nicht groß genug. Es werden keine neuen Türen aufgestoßen, sondern man musiziert eher nach einem bestimmten Idiom.

Lieblings-Jazzalbum (zur Zeit)?

Das letzte Album, das ich sehr viel angehört habe, war „Mockroot“ von Tigran Hamasyan.

Lieblings-Jazztune (zur Zeit)?

Im Moment verfolgt mich tatsächlich „Let it snow“, weil das mein gelungenstes Arrangement ist auf der Platte, aber auch das am schwersten zu spielende. „Let it snow“ ist ja auch irgendwie ein Jazz-Standard…

Welcher Musiker in München inspiriert Dich?

Roman Sladek von der Jazzrausch Bigband und Marcus Kesselbauer von Moop Mama. Die haben beide die Idee, den musikalischen Grundstein für etwas gelegt und davor zieh ich tatsächlich meinen Hut.

Wo kaufst Du Deine Platten?

Eigentlich downloade ich nur noch. Ich hab mich von ganz vielen CDs getrennt, weil ich merke, dass sie bei mir nur verstauben. Da bin ich übrigens wieder auf eine CD von Bastian Jütte gestoßen … „Inside“ … so eine Art Indie-Jazz. Richtig gut! Für mich gibt’s zwei Arten von Musik-Erlebnis: Entweder es ist etwas Aufputschendes, bei dem der Geist hellwach ist oder emotionale Musik, die mich berührt und das ist bei der Platte von Bastian so eine schöne Kombination daraus.

Wohin gehst Du um guten Jazz zu hören?

In München natürlich in die Unterfahrt. Da gibt’s lange nichts und dann noch mal die Unterfahrt und dann kommt der Vogler. Oder es gibt auch diese Reihe „New York im Bayerischen Hof“.

Welches Getränk passt am besten zu Deinem Jazz?

Eigentlich nichts Alkoholisches… Ich würd‘ sagen, einfach ein schwarzer Kaffee. Den trinke ich auch am liebsten.

Wie müsste ein Werbeslogan für Jazz lauten?

(Überlegt sehr lange) Also, Laura, das ist echt eine der schwersten Fragen überhaupt! Es gibt doch diesen Spruch Jazz ist, wenn man sich in allerletzter Sekunde doch noch anders entscheidet. – den find ich ganz gut. Mein Spruch wäre vielleicht: Jazz öffnet die Tür, damit sich Dinge von selbst neu erfinden können.