Ich habe Svetlana Marinchenko im vergangenen Jahr als meine Klavierlehrerin kennengelernt. Leider ist sie zwischenzeitlich nach Berlin gezogen und meine Fähigkeiten am Klavier werden erstmal nicht weiter ausgebaut, aber sie hat mir netterweise ihre neue CD „Letters to My Little Girl“ geschickt und ich hab sie mir mit großem Vergnügen angehört.
„The album is dedicated to my inner child and it’s full of love, support and hope.“ – dieses Zitat von Svetlana steht im Booklet. Der Satz spricht mich sofort an: Wunderbar, wenn man das Kind in sich nie verliert, den Spaß am Spiel, die Freude am Ausprobieren. Und wenn man diesem inneren Kind dann auch noch Liebe, Unterstützung und Hoffnung entgegen bringt … dann kann dabei nur etwas sehr Schönes herauskommen.
Moderner Jazz ist das, mit überraschenden Elementen, wie dem Männerchor beim ersten Stück „Bear Can Dance“, das mit einem charmanten Augenzwinkern die russische Herkunft von Svetlana Marinchenko durchscheinen lässt. „Hide’n’Seek“ ist eine ausgefuchste Uptempo-Nummer mit tollen Melodiebögen. Der Titeltrack „Letters to My Little Girl“ klingt romantisch, fast ein wenig wehmütig, „The Threads“ besticht zunächst mit seinem fast folkloristisch anmutendem Gesang, der in einen entspannten Jazzgroove übergeht, um dann in einer Collage aus englischen Textfetzen von Svetlana und einem nervösen Drum’N’Bass Groove zu landen.
Die Range der Kompositionen reicht von weicher und introvertierter Emotionalität bis zu hochenergetischen Triostücken, bleibt dabei aber stets im Contemporary Jazz verwurzelt.
Neben den fixen Musikern ihres Trios Peter Cudec am Bass & Simon Popp am Schlagzeug, kann man auf dem Album auch der mongolischen Sängerin Enji mit ihrer ganz eigenen Stimmfarbe lauschen und der Schweizer Sängerin Fiona Grond. Als besonderen Gast konnte Svetlana dann noch Ofri Nehemya gewinnen, der aktuell bei Shai Maestro Schlagzeug spielt und lange in der Band von Avishai Cohen getrommelt hat. Seine Kreativität und technische Perfektion verleihen einigen Stücken noch mal extra Goldglanz.
Besonders beeindruckt haben mich an „Letters to My Little Girl“ aber doch die Kompositionen von Svetlana. Das Album ist eine spannende Reise ins Innere – ein Tagebuch aus Jazzchords.
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