Mit „N’Abend!“ heißt Thomas Vogler jeden einzelnen Neuankömmling willkommen. Ich bekomme das alles ganz direkt mit, weil ich genau am Eingang an der Bar sitze. Heute ist Montag, das heißt im Vogler: Jam-Session. Schon um kurz nach 19 Uhr kommen die ersten Musiker mit ihren Instrumententaschen durch die Tür und fangen an, das Schlagzeug aufzubauen und alles für die Session vorzubereiten. 1997 hat Thomas Vogler seine Jazzbar in der Rumfordstraße zwischen Gärtnerplatz und Isartor eröffnet. „Ich kannte keine Musiker und hatte noch nie in der Gastro gearbeitet.“ Woher kam dann der Mut? „Ich war jung genug zu sagen: Ich probier’s und wenn ich’s nicht schaffe, hab ich noch Zeit, die Schulden wieder zurück zu zahlen.“ Understatement ist sein Ding, ganz klar. Als ich frage, ob er stolz drauf ist, jetzt immerhin schon 20 Jahre eine Jazzbar in München zu haben, sagt er: „Stolz nicht, es ist einfach ein schönes Gefühl.“
Wer bei einer Jazzbar eine verrauchte Spelunke vermutet, der hat das Vogler noch nicht gesehen. Schön eingerichtet ist das hier. Hinter der Bühne ein großes goldenes Rechteck, das matt glänzt, an der Wand ein elegantes schwarz-weiß Foto. Auch Bilder von Musikern, die hier live gespielt haben, entdecke ich. Auf der Theke eine große Vase mit prächtigen, weißen Lilien. Die Beleuchtung hat genau die Schummrigkeit, die man sich in einer Bar für Jazz und Cocktails wünscht. Man kann sich beides gut vorstellen: Hier einen feinen Abend mit Freunden zu verbringen oder auch ganz alleine der Musik zu lauschen.
Ich schaue mich um und sehe mir die Gäste an: Da sitzen junge Leute und graue Schöpfe, Pärchen, Gruppen, einzelne Musiker, die extra für die Session gekommen sind. Ich habe das Gefühl, dass es dem Jazz in München hier ganz gut geht. Thomas Vogler: „Der Vogler-Kosmos ist sehr aktiv. Ich habe einen Newsletter-Verteiler mit 7000 Adressen. Hier geht einiges, man darf halt nicht nur jammern!“.
Und was wünscht sich Thomas Vogler für München? „Mehr Orte, an denen Livemusik stattfindet. Es werden zu viele Musiker ausgebildet und zu wenige davon können regelmäßig spielen.“ Und was wünscht er sich für seine Jazzbar? „Wenn’s weiter so läuft, ist alles gut.“
Da ist es wieder, sein Understatement. Guter Typ. Guter Laden.
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