Old school, baby! Gleich beim ersten Song, dem ikonischen „Mona Lisa“, kommt das volle Orchester zum Einsatz, schön Vintage arrangiert von Vince Mendoza. Keine feine Tuschezeichnung, hier wird mit dickem Pinsel aufgetragen. Manchmal passt das perfekt, manchmal wird es mir deutlich zu viel. Gregory Porters Stimme allerdings ist mit ihrer goldenen Wärme wie gemacht für diese Stücke. Er ist mit der Musik von Nat King Cole aufgewachsen und macht nach dem modernen Sound von „Liquid Spirit“ oder „Take Me To The Alley“ einen Ausflug Richtung „good old jazz times“.
Beim zweiten Titel, der Charlie Chaplin Komposition „Smile“, geht mir das Barometer zu sehr Richtung Kitsch und Wohlgefälligkeit. Ich finde, gerade dieser Song hätte ein wenig Zurückhaltung vertragen. Der Text ist so herzzerreißend, da braucht’s keinen rosa Zuckerguss.
Das darauffolgende „Nature Boy“ hat ein ähnliches Problem, wobei Vince Mendoza hier wenigstens eine bessere Balance zwischen dicht und transparent gefunden hat.
Mit „L-O-V-E“ kommt dann ein Standard, der erst in der Version von Nat „King“ Cole richtig bekannt wurde. (Wissen zum Angeben: Er hat den Song später sogar auf Französisch, Spanisch, Japanisch, Deutsch und Italienisch gesungen.) Bei Gregory Porter ist es ein schönes Uptempo-Stück geworden, das die ganze Platte mal ein bisschen in Schwung bringt. Leichtigkeit + Orchesterpause = Very Entertaining.
Über das nachfolgende „Quizas, Quizas, Quizas“ decke ich den Mantel des Schweigens. Nur soviel: Das Arrangement hätte wahrscheinlich auch Julio Iglesias gut gefallen…
Mein absolutes Highlight dagegen ist lustigerweise ein Gregory Porter Song: „When Love Was King“, ursprünglich von seinem Album „Liquid Spirit“, hier in einer Orchesterversion. Der hat mich schon beim ersten Hören völlig gefangen genommen und hier funktioniert auch das voluminöse Arrangement.
Mein Fazit: „Nat ‚King‘ Cole & Me“ ist eine gute Einstiegsplatte für Leute, die Jazz ein bisschen unheimlich finden. Sehr schön gemacht, manchmal mit einer Überdosis Kitsch, aber immer zusammengehalten von Gregory Porters fantastischer Stimme.
Ich persönlich mag ihn mit seinem modernen Sound lieber, aber an einen gemütlichen Adventssonntag kann man die Scheibe gut auflegen.
Schreibe einen Kommentar