Irgendwann an diesem Abend habe ich das Gefühl, als würden die drei Musiker auf der Bühne gar nicht mehr bewusst steuern, wohin die Musik sie trägt. Als wäre da unter dem Bühnenboden ein Wurzelgeflecht, das sie miteinander verbindet. Die Wahrheit ist aber: Alle drei sind einfach unfassbar gute Musiker, die hervorragend zusammen spielen. Was für ein Abend! Ja, ich gestehe, ich bin ziemlich beeindruckt vom Christian Sands Trio …

Das zweite Set wird vom „BR Jazzclub“ live im Radio übertragen und der zuständige Redakteur neben mir schwitzt Blut und Wasser, weil die drei spielen und spielen und spielen und kein bisschen darauf achten, dass irgendwann auch noch eine Pause kommen soll und dass sie dann aber um Punkt 23:05 Uhr wieder anfangen sollen, weil live und so. Um 22:50 Uhr (Beginn war um 21:15 Uhr) beenden sie nach 5 Stücken das erste Set. Das sind 1 1/2 Stunden komplexer und durchaus anspruchsvoller Jazz und ich fühle mich trotzdem erfrischt und freue mich schon auf Set 2 (das dann tatsächlich pünktlich um kurz nach elf startet). Und mir wird erneut bewusst, was meine Lehrer mir damals schon auf der Musikhochschule eingetrichtert haben: Je mehr Jazz Du hörst, desto mehr verstehst Du und dann fängt es an RICHTIG Spaß zu machen. Hier gibt’s das zweite Set aus der Unterfahrt zum Nachhören: BR Klassik Jazztime

Weitere Highlights an diesem Freitag, dem 13ten:

Christian Sands spielt an einer Stelle ein so extremes Pianissimo, dass man die Töne kaum mehr hören kann, aber irgendwie doch noch – was für ein großartiger Effekt. Man möchte am liebsten die Ohren nach vorne klappen können, wie ein Hund, um noch mehr mitzubekommen.

Die schöne Ballade „Tenderly“ spielen die drei so zartfühlend und emotional, dass die ganze Unterfahrt völlig verzückt und mit geschlossenen Augen lauscht.

Christian Sands eigener Tune „Reaching For The Sun“ groovt modern und komplex. Er lehnt sich immer wieder so weit auf seinem Klavierhocker zurück, als würde ihn die eigene Wucht beim Spielen umhauen. Kann man verstehen. Und der Mann ist gerade mal 28 Jahre alt!

Bassist Eric Wheeler spielt beim Ray Brown Stück „F.S.R“ ein Bass-Solo, das mir komplett den Schalter raushaut.

Gute Band, guter Abend.

 

Nicht die gleiche Besetzung, aber für einen Eindruck von Christian Sands gut geeignet: