Wer bist Du und woher kommst Du?

Also, abgesehen davon, dass ich Nils bin – bin ich Trompeter und Komponist. Ich bezeichne mich schon als Jazzmusiker, gucke aber gerne links und rechts über den Tellerrand. Geboren und aufgewachsen in Bonn, zum Studium nach Berlin gegangen. Da bin ich zum ersten Mal komplett in Musik abgetaucht, jeden Abend ne Jamsession. Dann nach Hamburg gezogen und jetzt bin ich seit 1 1/2 Jahren in München.

Wie & wann hast Du Dich in Jazz verliebt?

Verliebt ist genau das richtige Wort. Ich hab Klavier gespielt, ich hab Trompete gespielt, damals noch als Hobby. Es hat mir Spaß gemacht, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen zu sagen, das wird mein Lebensinhalt. Und dann hat mir jemand Miles Davis „Kind Of Blue“ vorgespielt und das war, als würde man zum ersten Mal eine Farbe sehen, die man noch nicht kannte. Ich fand es wahnsinnig cool, wie er gespielt hat, aber es hatte auch eine unheimlich emotionale Intensität.

Was ist Dein Lieblingsprojekt im Moment und wie würdest Du den Sound beschreiben?

Ich bin ja in der privilegierten Position, so empfinde ich das jedenfalls, dass ich mich seit Jahren komplett auf meine eigene Musik konzentrieren kann. Das Projekt ist meine Band und das aktuelle Album „On“ ist mir im Moment am nächsten. Ich hab mich diesmal sehr von HipHop inspirieren lassen, elektronischen Sounds, weil das eine Klangwelt ist, die vorher bei mir überhaupt nicht stattgefunden hat. Ich hab, als ich für’s Album geschrieben hab, viel aktuellen HipHop wie Kendrick Lamar gehört, aber auch Elektro-Soul wie zum Beispiel Honne.

 

 

Was magst Du an der Jazz-Szene in München?

Ich bin da ein bisschen der falsche Ansprechpartner … im vergangenen Jahr hab ich mich tatsächlich fast nur mit meinem Album beschäftigt und kenn mich deshalb gar nicht so gut aus hier. Natürlich gibt’s super Spieler, gerade im Bereich Big Band, Jazzrausch oder Monika Roscher – die find ich cool.

Was fehlt Dir hier?

Ich fänd’s toll neben der Unterfahrt noch einen größeren Club zu haben, der auch für Jazz funktioniert. Ein Festival würde der Stadt gut zu Gesicht stehen … und – das ist jetzt gar keine Kritik an den Musikern, weil es natürlich schwer planbar ist – es wäre cool, wenn ein paar mehr Leute aus München Erfolg mit ihren Projekten haben und so die Stadt und die Szene nach außen präsentieren können.

Lieblings-Jazzalbum (zur Zeit)?

Wo ich für mich als Trompeter total was rausgezogen hab, war dieses „Requiem For Katrina“ von Terence Blanchard. Das hat so viel Seele, diese eigentlich ganz old-schoolige Art Trompete zu spielen, aber in einen moderneren Sound gepackt. Und das letzte Donny McCaslin Album fand ich tierisch!

Lieblings-Jazztune (zur Zeit)?

Ich spiel echt selten Standards, aber es gibt schon so Sachen bei ’nem Festival nachts um drei bei der Jamsession. Evergreens wie „The Nearness Of You“, „Stella By Starlight“, „I Fall In Love Too Easily“ …

Nils Wülker © David Koenigsmann

 

Welcher Musiker in München inspiriert Dich?

Kann ich leider noch nix dazu sagen.

Wo kaufst Du Deine Platten?

Bei Beck und bei diesem Plattenladen im Glockenbach … Optimal.

Wohin gehst Du um guten Jazz zu hören?

Ich war schon viel in der Unterfahrt und neulich mal in der Milla. Da hab ich die Monika Roscher Bigband gesehen, das war super. Und ich find das Freiheiz echt gut, obwohl die Umgebung nicht so schön ist, aber der Raum klingt toll.

Welches Getränk passt am besten zu Jazz?

Zu ’nem schönen Album daheim Rotwein, aber wenn ich vor ’ner Bühne stehe, dann hab ich schon lieber ein Bier in der Hand.

Wie müsste ein Werbeslogan für Jazz lauten?

Oh, gute Frage, da sollten sich mal Werber damit auseinander setzen! Wichtig wäre, die Coolness, Lässigkeit und Intensität zu vermitteln.

P.S.: Nils Wülker „On“ ist seit dem 2.6. draußen und ich mag die Platte sehr!