Man stelle sich eine schicke Soirée vor. Nichts übertrieben lautes, aber mit sehr interessanten Gästen. So in etwa klingt „Mothers“, die neue Platte von Lisa Bassenge. Die Musikerin aus Berlin hat Songs von weiblichen Sängerinnen und Songwriterinnen gecovert: Älteres wie „Why“ von der großartigen Annie Lennox oder „Woodstock“ von Joni Mitchell, aber auch ganz Aktuelles  wie „All The Good Girls Go To Hell“ vom jungen Shootingstar Billie Eilish oder „Joanne“ von Lady Gaga. Bassenge sieht diese Musikerinnen als Mütter ihrer jeweiligen Songs, deshalb der Albumtitel. Und sie will ihrem Mut Tribut zollen. Dem Mut, sich in einer für Frauen manchmal immer noch schwierigen Branche zu behaupten.

Der herzergreifende Text von „Don’t Come Home A-Drinkin'“ von Country-Star Loretta Lynn kommt in der langsam swingenden Version von Bassenge besonders gut zu Geltung. Man hört förmlich das leise Gläserklirren und Stimmengemurmel einer richtigen Kaschemme um 3 Uhr morgens im Hintergrund…

Lisa Bassenge 2020
Lisa Bassenge (c) Dovile Sermokas

 

„At Seventeen“ von Janis Ian kannte ich vorher noch gar nicht, aber was für eine Entdeckung! Darin hat die amerikanische Songschreiberin ein Klagelied darüber verfasst, dass man als durchschnittlich aussehendes Teenie-Mädchen keine Chance hat, Liebe zu finden. So unglaublich traurig! Hier nur ein kleiner Ausschnitt:

„And those of us with ravaged faces
Lacking in the social graces
Desperately remained at home
Inventing lovers on the phone.“ (aus „At Seventeen“ von Janis Ian)

Ich mag an Lisa Bassenges Stimme die absolute Ehrlichkeit: Da wird nix verziert, nichts Unnötiges hinzugefügt, keine Turnübungen absolviert. Das klingt zwischendurch auch mal ganz dünn und zerbrechlich, aber ihre Stimme dient immer den Inhalt des Songs.

Sie hat sich für eine kleine Besetzung entschieden: Andreas Lang am Bass und Jacob Karlzon am Klavier. So bleiben die Coverversionen schön transparent und nichts übertüncht die klare, ungekünstelte Stimme von Bassenge. Wirklich besonders und sehr anziehend!

„Mothers“ ist eine gute Platte – für Frauen und für Männer gleichermaßen.