Wer bist Du und woher kommst Du?
Ich bin Sam Hylton, Jazzpianist und komme aus Spokane, Washington. Ich habe vier Jahre in Seattle gelebt und dort Jazz und Germanistik studiert. Über die Kombination der beiden Studiengänge bin ich nach Deutschland gekommen. In München lebe ich seit 2 1/2 Jahren.
Wie & wann hast Du Dich in Jazz verliebt?
Ziemlich früh, also mit sechs oder sieben, habe ich angefangen, Musik bewusst zu hören. Ich fand damals die Brandenburgischen Konzerte von Bach toll. Der Jazz kam dann durch meinen Großvater mütterlicherseits. Der war als Saxofonist mit Swingbands unterwegs. Immer wenn ich bei ihm war, lief Bigband-Jazz. Das war einfach ansteckend.
Was ist Dein Lieblingsprojekt im Moment?
Ich spiele Rhodes und Synthesizer bei „Ark Noir“. Wir machen fast nur Eigenkompositionen und alle Instrumente werden – eher jazzuntypisch – mit Effekten verändert. Wir spielen keinen Swing oder Blues, also fällt es mir schwer, es Jazz zu nennen, aber Improvisation ist ein Hauptteil unsere Musik. Bissl experimental und manchmal ziemlich laut. (lacht) Wir spielen auch eher im Harry Klein oder im Cord Club, als in den üblichen Jazzclubs.
https://www.youtube.com/watch?v=Zt0mSojFVHI
Was magst Du an der Jazz-Szene in München?
Ich find’s gut, dass es eine lebendige Jamsession Szene gibt. Es ist ne super Gelegenheit andere Musiker kennenzulernen und als Opener-Band kannst Du sogar eigene Musik präsentieren. Normalerweise kommen die „usual suspects“ aber manchmal auch Musiker aus anderen Ecken – da können coole Sachen passieren.
Was fehlt Dir hier?
Mir fehlt eine Avantgarde-Szene! Wir wissen alle, dass Bayern eher auf der konservativen Seite liegt. Ich komme aus Seattle wo die Musik sehr wild ist; es herrscht dort eine eher suchende Stimmung. Ich meine, ich liebe auch Tradition, aber es ist schon gut, sich öfter was zu trauen.
Lieblings-Jazzalbum (zur Zeit)?
Miles Davis „Four & More“
Lieblings-Jazztune (zur Zeit)?
„You Go To My Head“
Welcher Musiker in München inspiriert Dich?
Christian Elsässer schreibt wirklich tolle Sachen, er schafft unglaublich viel. Ich hab bei ihm auch Jazzklavier studiert, er ist absolut ein Vorbild.
Wo kaufst Du Deine Platten?
Ich hab das Glück, gegenüber von „Der Schallplattenladen“ zu wohnen. Mittlerweile arbeite ich sogar ab und zu dort und wasche Platten. Und dann kaufe ich mir für mein verdientes Geld sofort wieder Vinyl dort …
Wohin gehst Du um guten Jazz zu hören?
Ich gehe meistens in die Unterfahrt. Dort kommen meiner Meinung nach die besten Jazzmusiker vorbei. In der letzten Zeit hab ich allerdings auch richtig gute Konzerte im Milla Club gehört – Andy Shauf war ein Highlight.
Welches Getränk passt am besten zu Jazz?
Wenn Du Monk gefragt hättest, wahrscheinlich eine Melange aus fünf verschiedenen Schnäpsen. Ich mag am liebsten ein Glas Wein. Das passt gut zu Jazz, weil man es schön langsam genießen kann.
Wie müsste ein Werbeslogan für Jazz lauten?
„Make jazz great again“ oder „Something terrific“. (lacht)
Sam Hylton ist schon nach kurzer Zeit Ehren-Bayer: Er durfte dieses Jahr beim Singspiel auf dem Nockherberg Klavier spielen.
Schreibe einen Kommentar