„Something familiar, something peculiar“ sind die ersten Worte, die auf „Elegy“ gesungen werden.
„Comedy Tonight“ – ein alter Stephen Sondheim Song, ein fröhliches Musical-Stück eigentlich, aber bei den ersten Tönen von Theo Bleckmann wird klar: this ain’t no comedy. Schwermütig, durchlässig, anrührend, die Musik scheint manchmal fast stillzustehen. Zwischendrin zieht Bleckmann die Töne so lang, dass von den Worten nur noch Klänge bleiben – als ob er alle (überflüssigen) Schichten des Originalstücks abgetragen hätte, bis nur noch die nackte Essenz übrig bleibt. So gut.
Bei „The Mission“ singt nicht nur Bleckmanns Stimme, sondern auch Ben Monders E-Gitarre – ineinander verwoben, schwärmerisch, zugewandt. Überhaupt, die Band, schöner kann man nicht kommunizieren. Die ganze Platte ist wie eine spannende Diskussion zwischen sehr eloquenten Menschen, bei der zwar jeder seine Meinung haben kann, aber das Thema klar umrissen ist. Man sitzt gerne mit an diesem Tisch.
Eines der wenigen Stücke mit Text auf „Elegy“ ist „To Be Shown To Monks At A Certain Temple“ – ein vertontes Zen-Gedicht von Chiao Jan (730-799). Mit einer immer wiederkehrenden Zeile, die mir noch lange im Kopf bleibt: „East Mountain’s white clouds say, keep on moving“.
Was mir an „Elegy“ besonders gefällt, ist die wunderbare Balance. Auf ein komplexes Stück, folgt ein Leichtes. Mal entspinnt sich eine Idee über mehrere Minuten, mal reichen schon 2:04 Min um ein klares Bild im Kopf entstehen zu lassen.
Einatmen, ausatmen, anspannen, locker lassen.
Das Zen des Theo Bleckmann.
Theo Bleckmann „Elegy“ ECM – gekauft in der famosen Jazzabteilung von Ludwig Beck in München.
Gratulations für den schönen neuen Jazz-Blog! Erst am Samstag hatte ich diese Scheibe von Theo Bleckmann in der Hand, aber nicht die Zeit reinzuhören. Das wird nach dem interessanten Kommentar natürlich gleich nachgeholt. Die Seite ist übersichtlich, klar, die Fotos super und die Sprache sehr einfühlsam. Bin sehr gespannt was da noch anrollt, wenn der „Rest“ gefüllt wird mit Konzerthinweisen etc. Unser „Beck“ in Nürnberg heißt übrigens „Müller“ und der hat leider seine Jazz-Abteilung in den letzten Jahren deutlich reduziert. Umso wichtiger von draußen aus der Welt ein paar neue Tipps zu bekommen. I am waiting with curiosity.